14.9.04

Luxus in Berlin

Es ist ja kein Geheimnis, dass ich Berlin nicht sehr liebe: Laut, extrem dreckig, oft runtergekommen. Berlin ist im Schnitt eine arme Stadt - und dazu zumindest für mich nicht sonderlich inspirierend.

Ich weiß, dass das manche anders sehen. Aber von wenigen Ausnahmen abgesehen scheint mir das ein Mythos zu sein, in dem etwas nachklingen mag, was einmal war. Beispielsweise höre ich von Kennern der Musikindustrie in diesem Land, dass sowohl Universal als auch Sony eigentlich alle kreative Kraft eingebüßt hätten, seit sie aus Hamburg und Köln an die Spree gezogen sind. Nur mal so als Beispiel.

Faszinierend aber ist für mich immer wieder auf der einen Seite mancher Luxus rund um die Friedrichstraße. Heute beispielsweise hab ich im Bentley Continental GT gesessen, der sich angeblich supergut verkauft. Schon ein Geschoss, dennoch elegant. In solchen Fällen kann ich die Kaltmamsell mit ihrer Anglophilie verstehen.

Auf der anderen Seite manche Veranstaltungen: Den Abend habe ich bei der Verleihung des Theodor-Wolff-Preises verbracht - immerhin eines der beiden wichtigsten Journalistenpreise indiesem Land. Erstaunliche Rede von Döpfner, in dessen Haus die Veranstaltung zu Gast war, und die ich ihm so gar nicht zugetraut hätte. Er war heute tagsüber in einer Privatvorstellung vom Untergang für Lord Weidenfels und Helmut Kohl gewesen, was ihn sehr beeindruckt hatte. Erster Höhepunkt dann aber Mario Adorf, der sehr launig gelesen hat - überwiegend nicht mal aus seinem Buch, was ein Glück war, sondern unter anderem Mark Twains Abhandlung über die deutsche Sprache.

Die bepreisten Stücke und Kollegen hatten es allesamt verdient, ich freue mich schon darauf, die Essays und Reportagen zu lesen. Nebenbei einen spannenden Buchtipp abgestaubt, denn eine der Preisträgerinnen, Andrea Böhm, hat über ihre Liebe zu und Verzweiflung mit Amerikanern geschrieben.
Schade nur, wenn der einzige Laudator aus dem eigenen Konzern die einzige wirklich peinliche Vorstellung des Abends abliefert. Meine Güte, fühlte ich mich fremdgeschämt...

heute in Berlin

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